Erste Hilfe für Nikolaus Klaus
Wie bei den Menschen gibt es auch bei den Wichteln einen Nikolaus, der einmal im Jahr zu den Wichtelkindern kommt. Der Wichtel-Nikolaus heißt Klaus. Er ist ein kleiner, dicker, fröhlicher Wichtel, den alle im Wichteldorf gerne mögen. Schon die Baby-Wichtel zupfen ihn gerne an seinem Bart und glucksen vor Lachen, wenn er dann sein freundliches Grummeln von sich gibt.
Nikolaus Klaus bereitet sich das ganze Jahr über sehr gut auf den Nikolaustag vor, damit er auch keines der Kinder vergisst und für jedes ein schönes Geschenk aussucht.
Doch dieses Jahr wacht Klaus mit einem ganz dicken Brummschädel auf. Die Nase läuft ihm ganz fürchterlich und er muss fünf Mal hintereinander lautstark niesen. Was ist das denn? Nikolaus Klaus wird doch normalerweise nicht krank – zumindest nicht im Winter. Und schon gar nicht am Nikolaustag.
Ächzend richtet er sich in seinem Bett auf. „Erstmal Tee!“ krächzt er. Eine normale Stimme ist das nicht. Nikolaus Klaus ist wirklich stark erkältet. „Was mach ich denn nur? Was mach ich denn nur?“ grübelt Klaus, doch sein Kopf will ihm keine Antwort geben.
Da klopft es an der Tür. Klaus öffnet – und davor steht die Kräuterwichteline Tilia Blätterheil. „Hallo Klaus, ich wollte bei dir vorbeischauen. Dein Niesen ist ja fast so laut wie das Tröten von einem Elefanten, ich hab es sogar gehört, als ich noch zwei Häuser von deinem entfernt war. Na, brauchst du vielleicht eine gute Kräutermischung?“ plapperte Tilia los.
„Oh ja, du kommst genau im richtigen Moment, Tilia! Ich soll doch heute zu den Kindern. Aber sieh mich an. Mit so einer vollen Nasen und krächzenden Stimme lässt mich doch niemand rein!“ ist Nikolaus Klaus verzweifelt.
„Da hab ich genau das Richtige für dich. Es dauert nur ein bisschen zum Vorbereiten. Darf ich reinkommen?“ fragt Tilia.
„Ja, natürlich! Schau, da vorne ist die Küche. Bitte bedien dich. Ach.. ich würd dir gerne helfen, aber ich bin so schwach auf den Beinen. Kommst du alleine zurecht?“ will Klaus wissen.
„Ja, sicher, Klaus, leg dich nur hin!“ beruhigt Tilia ihn und ist auch schon in ihrem Element. Sie packt ein paar Kräuter aus und legt sie auf die Küchenplatte. Klaus schüttelt nur den Kopf. Er hat überhaupt keine Ahnung von Kräutern und deren Wirkung. Aber er kennt Tilia gut und verlässt sich ganz auf sie und ihr Können.
„Mal sehen…“ murmelt Tilia und zerstampft auch schon ein paar Brombeerblätter, mischt sie mit Holunderblütenblättern und gibt ein kleines Büschel Waldthymian dazu. Ein bisschen Elfenkamille wird auch noch beigemischt – das macht die Stimme wieder schön und samtig. Dann noch ein paar Tautropfen vom Morgen, die Tilia auf dem Weg eingesammelt hat – ganz frisch sind sie noch, so, wie sie am besten wirken.
Tilia vermischt alles und brüht es zu einem heilenden Tee auf. Sie gibt noch ein bisschen Eisblütenstaub gegen das Fieber in den Tee und einen riesigen Löffel Honig, für den guten Geschmack. Kurz ziehen lassen… und dann wird er Nikolaus Klaus serviert.
„So, Klaus, davon trinkst du jetzt erstmal zwei Tassen, schläfst eine Stunde, und der Tag sieht wieder anders aus“, erklärt Tilia.
Klaus nimmt einen vorsichtigen ersten Schluck. Schmeckt schön süß und angenehm, das hätte er nicht gedacht. „Mmh!“ grunzt er und hält Tilia die leere Tasse hin für eine zweite Portion des Heiltees. Tilia macht sie ihm gerne nochmal voll.
„Jetzt bin ich aber müde!“ murmelt Klaus.
„Ganz genau, das ist die Elfenkamille. Du wirst jetzt ganz genau eine Stunde schlafen – und danach wirst du dich wie neugeboren fühlen!“ erklärt Tilia, doch da schläft Klaus schon und hört es nicht mehr. Egal, er wird ohnehin in einer Stunde automatisch wach. So wirkt die Elfenkamille, einfach eine tolle und praktische Zutat.
Tilia macht die Küche wieder sauber und packt ihre ganzen übrigen Zutaten wieder ein. Dann wirft sie noch einen Blick zu Klaus – der schläft schnarchend. Gut so. Tilia macht sich auf den Weg. Bestimmt brauchen auch noch andere Wichtel heute ihre Hilfe.
Nach genau einer Stunde wird Nikolaus Klaus wach. Er gähnt laut und räkelt sich in seinem Bett. Es geht ihm ganz ausgezeichnet. Was für eine Wunderbrühe Tilia da gezaubert haben muss!
Voll Freude springt Klaus aus seinem Bett und schlüpft in seinen Nikolausanzug. Dann genießt er sein Frühstück – Honigbrot mit einer großen Tasse Wichtelkakao – packt alle Geschenke in seinen großen Sack und macht sich auf den Weg zu den Wickelkindern, die sicher schon sehnsüchtig auf ihn warten.
Von seiner Erkältung keine Spur. Wie gut, dass es Tilia gibt!